Große Bühne im Domhofsaal: Nach der überraschenden Qualifikation für die Achtel- und Viertelfinalrunde des Deutschen Pokals waren nicht nur Oberligist Heusenstamm und Zweitbundesligist Nürnberg, sondern auch der amtierende und künftige Deutsche Meister Baden-Baden zu Gast! Gegen alle Teams waren wir klarer Außenseiter; auch Nürnberg und Heusenstamm traten mit auf höchster Ebene erfahrenen Spielern an. Trotzdem waren wir natürlich erfreut, als uns die Achtelfinalauslosung die mittelbadischen Kurstädter ersparte. Stattdessen ging es nun gegen Nürnberg.
In diesem Kampf sah es anfangs gut aus, doch dann wurde es absolut dramatisch. Zum Matchwinner Nr. 1 avancierte Vadim Cernov am Spitzenbrett. Gegen GM Milov ganz gut aus der Eröffnung gekommen, setzte er ungenau fort; als sein Gegner die Dinge aber über Gebühr forcierte, konnte er innerhalb von zwei Zügen die wohl verlorene Stellung erst zum Ausgleich und dann sogar in eine Mattstellung verwandeln! 1:0 für Ladenburg, und das am Spitzenbrett, für die Berliner Wertung (bei der höhere Bretter mehr zählen) extrem wichtig. An Brett 2 spielten Jürgen Kettner und sein Gegner eine mannschaftsdienliche Partie: Immer die Augen auf die anderen Bretter gerichtet, wurden mögliche Verschärfungen vermieden. Leider kam unserem Jürgen jedoch irgendwann die Qualität abhanden und somit auch die Partie – 1:1. Auftritt Matchwinner Nr. 2 an Brett 3: Dr. Martin Schrepp hatte aus ebenfalls ausgeglichener Stellung einen Bauern verloren und war in einem äußerst schwierigen Turmendspiel gelandet, das sein Gegner an einer Stelle vielleicht hätte gewinnen können (das abschließende Fazit der Analyse bekam der Berichterstatter nicht mit). Martin fand dann einen sensationellen Königszug, der ihn tatsächlich noch in den Remishafen brachte! Fehlt noch der schlussendliche Matchwinner Ralf Scherer, der nach aktivem Spiel in eine gute Stellung mit ungleichen Läufern und Mehrbauern geriet und am Ende durch sein sicheres Remis im Turmendspiel das nächste sensationelle Weiterkommen sicherte!
Beinahe hätte es im Parallelkampf noch eine größere Überraschung gegeben, als Heusenstamm vier Remisen gegen Baden-Baden erzielte und dabei vielleicht einen Sieg vergab. Im Blitz-Stichkampf machte Baden-Baden dann mit einem 4:0 alles klar.
Sonntag also Viertelfinale gegen Baden-Baden! Eine fast aussichtslose Aufgabe. Dennoch konnte unsere Mannschaft sich erhobenen Hauptes aus dem Turnier verabschieden. Ralf fiel zwar einem gegnerischen Angriff zum Opfer, aber Martin erreichte ein sicheres Remis gegen Bulletweltmeister GM Schmaltz. Auch Vadim erreichte mit Schwarz gegen Nationalspieler GM Dautov in seiner Spezialeröffnung ein sicheres Remis. Zum Weiterkommen hätte es nun noch eines Sieges von Jürgen gegen GM Döttling bedurft. Seine Stellung war jedoch leider „nur“ ausgeglichen. So musste er sich für die Mannschaft opfern und wurde dabei ausgekontert. Also am Ende 3:1 für den haushohen Favoriten! Wir haben uns jedoch respektabel verkauft, mit dem Viertelfinaleinzug den wohl größten Erfolg der Vereinsgeschichte erzielt und sind dadurch für das nächstjährige Achtelfinale vorqualifiziert! Dort wird wieder nach regionalen Gesichtspunkten gelost, was es ziemlich wahrscheinlich macht, dass wir wieder auf Baden-Baden treffen. Die gute Nachricht: Da der klassentiefste Verein ausrichtet, erhöht das unsere Chancen auf ein Heimspiel. Die schlechte: Wahrscheinlich scheiden wir wieder aus. Aber wer weiß? Erfahrung mit Überraschungen haben wir dieses Jahr sammeln können. Vielleicht passiert dann ja das Unglaubliche…