Offener Brief an den Vorstand des Badischen Schachverbandes

Liebe Schachfreunde,

in den vergangenen Wochen ist ein lebhafter Disput über die Fortführung der Verbandsrunde entbrannt. Leider ist davon öffentlich nichts bemerkbar. Da das Thema aber von öffentlichem Interesse ist, bitte ich, mein Schreiben als offenen Brief auf der Homepage des BSV zu veröffentlichen.

Durch meine Tätigkeit als professioneller Schachtrainer habe ich Kontakt zu vielen Schachspielern. Ich werde immer wieder gefragt, wann die Verbandsrunde in Baden fortgesetzt wird. Eine konkrete Antwort kann ich leider nicht geben. Es standen schon Spieltermine im September beziehungsweise Oktober im Raum, diese wurden jetzt zurückgezogen. Laut Beschluss des TOA (Turnierordnungsausschuss) vom 06. August wird die Fortsetzung der Verbandsrunde auf 2021 verschoben. Eine genaue Zeitangabe fehlt, im schlimmsten Fall stehen wir länger als eineinhalb Jahre ohne Verbandsrunde da. Auf die nächste Frage, wieso nicht weitergespielt wird, kann ich ebenso wenig antworten. In genanntem Beschluss der TOA stehen einige pauschale Bedenken, aber ein konkreter Grund die Verbandsrunde nicht fortzusetzen, wird nicht genannt. Gleichzeitig wurde beschlossen, ab September Einzel- sowie Mannschaftsmeisterschaften in den Kategorien Pokal, Jugend und Senioren auf badischer Ebene zu spielen. Ebenso empfiehlt der TOA den Bezirken, einen Ersatzspielbetrieb zu organisieren. Dies ist für mich nicht nachvollziehbar. Wieso lässt der TOA oben genannte Wettbewerbe durchführen und verschiebt gleichzeitig die Verbandsrunde auf vorerst unbestimmte Zeit? Befremdlicher finde ich die Empfehlung an die Bezirke, einen Ersatzspielbetrieb einzuführen. Es obliegt dem BSV, den Spielbetrieb zu organisieren. Obwohl ich es den Bezirken zutraue, einen eigenen Spielbetrieb auf die Beine zu stellen, finde ich es nicht gut, wenn jetzt jeder Bezirk sein eigenes Süppchen kocht. Die Aussage des Kultusministeriums besagt, dass wir unseren Spielbetrieb fortführen können:

Für den Trainings-und Übungsbetrieb bedeutet dies, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern eingehalten werden soll. Dies gilt jedoch nach § 3 Abs. 2 CoronaVO Sport nicht für eine für das Training oder die Übungseinheit übliche „Sport-, Spiel-und Übungssituation; damit sind die „sporttypischen“ Situationen erfasst, die Sie in den Fragen b) bis f) erwähnen. Mit Blick auf die Altersstruktur Ihrer Mitglieder können selbstverständlich vereinsinterne Regelungen über die staatlich angeordneten hinausgehen. Dies zeigt den verantwortungsvollen Umgang Ihrer Vereine mit der Pandemie.

Da es bei einem Verbandsrundenspiel sporttypisch ist, einen kleineren Abstand als 1,5 m zueinander zu haben, können wir nach wie vor in unseren Spiellokalen spielen. Mir ist bewusst, dass die Corona Pandemie eine komplexe Problematik erzeugt. Es gibt aber Regelungen und Ansprechpartner beim Kultusministerium, den Sportbünden und den Gemeinden, die kompetent helfen. Für alle Bedenken des TOA, sei es Haftung, Auf-und Abstieg oder sonstiges gibt es Lösungen. Es gibt auch Spieler und Vereinsvorsitzende die aus gesundheitlichen Gründen Bedenken haben. Niemand soll sich verpflichtet fühlen zu spielen, aber es soll jedem, der spielen will, möglich sein.

Ich habe in den vergangenen drei Monaten bereits fünf Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Eine davon ging über einen Zeitraum von fünf Tagen mit Übernachtung. Ich habe dabei immer eng mit den Coronabeauftragten des Badischen Sportbundes bzw. der Stadt Rastatt zusammengearbeitet. Es ist etwas mühsam, aber es funktioniert. Wenn die Maßnahmen vernünftig erklärt werden, machen auch die Teilnehmer mit.

Obwohl mein Schreiben durchaus kritisch ist, möchte ich niemanden persönlich angreifen oder beschuldigen. Ich bedanke mich und bewundere jeden der sich engagiert um unseren Schachsport voranzubringen und das Spielen ermöglicht. Ich bitte alle zuständigen Gremien trotz der bestehenden Widrigkeiten und Probleme das Schachspielen zu ermöglichen und die Verbandsrunde 2019/20 von der Kreisklasse bis zur Verbandsliga noch in diesem Herbst zu Ende spielen zu lassen.

Mit 64 Grüßen

Nikolaus Sentef